Über das Umgebinde
Charakteristische Bauwerke der Oberlausitz
Umgebindehäuser sind charakteristische Bauwerke, die vor allem in der Oberlausitz sowie in Teilen von Böhmen und Schlesien anzutreffen sind. Ihre Entstehung und ihr Aufbau spiegeln die kulturelle Vielfalt und die historischen Einflüsse dieser Dreiländerregion von Deutschland, Polen und Tschechien wider.
Die Geschichte der Umgebindehäuser reicht bis ins Mittelalter zurück. Sie entstanden vor allem in Gegenden, die von einer Mischung aus slawischer und deutscher Bevölkerung bewohnt waren. Der Name "Umgebinde" bezieht sich auf die Bauweise dieser Häuser. Vor die Außenwand der Blockstuben wird ein Stützgerüst, das sogenannte "Umgebinde" gestellt. Dieses trägt die Lasten des Obergeschosses und des Daches. Es sind verschiedene Konstruktionsarten anzutreffen.
Das Aufkommen der Umgebindehäuser war eng mit der landwirtschaftlichen Entwicklung und dem Holzreichtum der Region verbunden. Der vorhandene Baustoff sorgt in der aus dicken Hölzern zusammen gefügten Stube für behagliches Leben und Wohnen, indem er im Sommer für ein kühles und im Winter für ein warmes Raumklima sorgt. Die Bewohner der Oberlausitz waren oft Landwirte als auch Handwerker und ihre Umgebindehäuser vereinten sowohl Wohn- als auch Arbeitsbereiche unter einem Dach.
Trotz eines grundsätzlich gleichen Gestaltungsprinzips der Häuser gibt es eine große Gestaltungsvielfalt, welche regional sehr unterschiedlich ausgeprägt ist. Die Bauweise bot eine flexible Raumgestaltung und Nutzung und die Gebäude entstanden in Abhängigkeit von der umgebenden Natur und Tätigkeit zu reinen Wohnzwecken oder in Mischnutzungen mit Ställen, Scheunen oder Speichern. Aber auch öffentliche Nutzungen für Schulen, Verwaltungen oder als Raum für Gaststätten oder Läden wurden die Gebäude in ihrer Struktur angepasst.
Im Laufe der Jahrhunderte haben die Umgebindehäuser viele Veränderungen erfahren. Während sie in ihrer ursprünglichen Form hauptsächlich aus Holz und Fachwerk bestanden, wurden im Laufe der Zeit auch Ziegel und andere Materialien verwendet. Dennoch haben viele dieser Häuser ihren charakteristischen Stil bewahrt, der durch kunstvolle Verzierungen an den Holzstützen und den charakteristischen Schindeldächern geprägt ist.
Heute sind die Umgebindehäuser nicht nur historische Zeugnisse, sondern oft auch beliebte Wohnhäuser oder Ferienunterkünfte. Sie stehen für die traditionelle Baukunst und die kulturelle Identität der Oberlausitz und der Dreiländerregion. Einheimische und Besucher schätzen sie gleichermaßen. Ihr Erhalt und ihre Pflege sind daher von großer Bedeutung für die Region.
Grundelemente des Umgebindehauses
Das Umgebindehaus besteht aus verschiedenen Grundelementen, die gemeinsam seine charakteristische Bauweise ausmachen:
- Umgebinde: Das Umgebinde ist das namensgebende Element des Hauses. Es bildet die äußere Tragstruktur und besteht aus einem Holzrahmenwerk, das typischerweise aus massiven Balken gefertigt ist. Diese Balkenkonstruktion umgibt das gesamte Haus und trägt das Dach sowie die Last der darüber liegenden Geschosse.
- Mauerwerk: Der Massivteil des Umgebindehauses bildet den Keller, das Gewölbe den Stall oder die Feuerstätte und wurde je nach Bedarf erbaut. Das dicke Mauerwerk wurde anfangs aus Natursteinmauerwerk errichtet und später mit Ziegeln gemauert. Die Fenster- und Türgewände sind in der Regel aus Naturstein.
- Fachwerk: Beim Fachwerk werden Balken zur einer Wandkonstruktion verbunden und mit Lehm oder Ziegeln ausgefacht. Es ist vor allem im Obergeschoss vorkommend und trägt zur Stabilität und zur ästhetischen Vielfalt des Gebäudes bei.
- Dachkonstruktion: Das Dach eines Umgebindehauses ist oft steil geneigt. Die Dachdeckung erfolgte mit Stroh, Holzschindeln oder Schiefer. Heute findet man hauptsächlich Ziegeldeckungen mit Biberschwänzen oder Schieferdächer. Bei Schieferdächern sind sehr kunstvolle Gestaltungen vorhanden. Die Dachkonstruktion kann verschiedene Formen haben, darunter Sattel-, Krüppelwalm- oder Walmdach.
- Verzierungen und Details: Umgebindehäuser sind oft reich verziert mit kunstvollen Holzschnitzereien an den Fassaden, den Fensterrahmen und den Türen. Diese Verzierungen sind ein charakteristisches Merkmal des Baustils und tragen zum ästhetischen Wert der Häuser bei.
Zusammen bilden diese Elemente die Grundstruktur eines Umgebindehauses und verleihen ihm seinen einzigartigen Charme und seine robuste Bauweise.
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Weitere Informationen: Informationszentrum Umgebindehaus (IZU)