Das Umgebindehaus wird zumeist als DAS Merkmal der Oberlausitz angesehen: Viele große Dörfer wie Großschönau, Obercunnersdorf, Ebersbach oder Cunewalde werden durch die markanten und beinahe bilderbuchhaften Umgebindehäuser geprägt.
Bekannt sind vielleicht auch noch die meist schwarz-weiß gestrichenen Umgebindehäuser in Nordböhmen. Was weniger bekannt ist: Die Bauweise hat sich bereits im ausgehenden Mittelalter entwickelt und fand ihre Hauptverbreitung in einem großen Gebiet vom östlichen Thüringen über Vogtland, Sächsische Schweiz, Oberlausitz und Böhmen bis nach Schlesien und in die Karpaten.
Umgebindehäuser gibt es somit auch in vielen anderen Gegenden Mitteleuropas, wenn auch nicht in der großen Dichte wie in der Oberlausitz und Nordböhmen: Als weiteres Kernverbreitungsgebiet gilt zum Beispiel das Altenburger Land im sächsisch-thüringischen Grenzraum. Hier sind es oft große und markante Bauernhäuser, an denen sich Holzstuben und Umgebindekonstruktionen erhalten haben. Auch im Vogtland finden wir zahlreiche Umgebindehäuser. Daneben gibt es diese Bauweise auch in der Niederlausitz in Form der meist eingeschossigen Schrotholzhäuser. In den schlesischen Hauslandschaften fallen reich gestaltete Fachwerkkonstruktionen ins Auge.
Einzelne Nachweise für die Umgebindebauweise und ihr verwandte Konstruktionen gibt es darüber hinaus in Masuren, in den Karpaten, in der Slowakei, Ostböhmen, im Böhmerwald und in der Oberpfalz, ja sogar in der Region Telemark in Norwegen. Es ist also eine Konstruktion mit europäischer Relevanz.
Die konstruktive und gestalterische Vielfalt des Umgebindehauses ist so groß wie seine geographische Verbreitung. Deshalb gibt es auch keine eindeutige Entstehungsursache, sondern eine Vielzahl von Theorien. Belegt ist zumindest, dass das Umgebindehaus nicht durch die Weberei entstanden ist.
Allerdings hat die Blütezeit der Hausweberei in der Oberlausitz im 18. und 19. Jahrhundert einen unwahrscheinlichen Bauboom hervorgebracht: Deshalb stammen die meisten der heute vorhandenen Umgebindehäuser aus jener Zeit. Und vielleicht ist genau das der Grund, dass wir heute die Oberlausitz und die angrenzenden Gebiete als das „Umgebindeland“ bezeichnen.